Die „Göckel“ feiern ihren „Feuerhahn“

09.03.2013, von Gaby Kiedaisch (Wendlinger Zeitung)

Die Freiwillige Feuerwehr in Köngen wird in diesem Jahr 150 – Im September dreitägiges Feuerwehrfest mit Festumzug

Die Freiwillige Feuerwehr Köngen feiert in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum: mit ihren 150 Jahren gehört sie zu den ältesten Wehren im Kreis Esslingen. Zu diesem Ereignis ist eine sehenswerte Festschrift erschienen, die dieser Tage an alle Haushalte in Köngen verteilt wird.

Alle Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehr Köngen, inklusive der First Responder, der Jugend- und Altersfeuerwehr. Fotos: Fischer
Alle Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehr Köngen, inklusive der First Responder, der Jugend- und Altersfeuerwehr. Fotos: Fischer

KÖNGEN. 5900 Stück Auflage hat die Chronik und wirft ein lebendiges Bild auf die Freiwillige Feuerwehr von heute mit ihren verschiedenen Abteilungen, ebenso auf die vielen Personen, die Verantwortung für die Wehr tragen und getragen haben und auf die Geschichte, die es wach zu halten gilt. Die 82 Seiten starke Broschüre ist reich mit Schwarz-Weiß- und vor allem farbigen Fotos illustriert, sodass es eine Freude ist, darin zu schmökern, ohne dass man sich durch ellenlange Textbeiträge durchkämpfen muss. Fürs Layout und für die Redaktion hat der frühere Hauptamtsleiter Dieter Fischer einen enormen Beitrag auch in zeitlicher Hinsicht geleistet. Die Umschlaggestaltung geht auf Helmut Flaig zurück. Er hat den Gockel auf dem Titelbild verewigt und damit gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: zum einen sind mit ,,Göckel” die Köngener Einwohner gemeint, wie sie früher genannt wurden, zum anderen der ,,Feuerhahn”, der als Aufpasser vor Feuer gilt.

Ein Foto aus den 1980er-Jahren mit der damaligen Jugendfeuerwehr und einem Spritzenwagen von 1934
Ein Foto aus den 1980er-Jahren mit der damaligen Jugendfeuerwehr und einem Spritzenwagen von 1934

Mit zwei Festveranstaltungen wird dieses besondere Jubiläum in diesem Jahr gefeiert: am 15. März mit einem Festakt und geladenen Gästen in der Sporthalle an der Burgschule. Weil die Halle allein lediglich die vielen Gäste fasst, wird der Festakt dort stattfinden und nicht in der neuen Sporthalle, wo er ursprünglich vorgesehen war. Neben den vielen befreundeten Wehren aus dem Kreis haben sich auch Gäste aus der befreundeten Partnerstadt im sachsen-anhaltinischen Taucha angekündigt. Das große Orchester der Musikschule Köngen/Wendlingen sorgt für den guten Ton beim Festakt.

Von 27. bis 29. September dann wird das Jubiläum mit einem dreitägigen Festwochenende fortgesetzt. Eingeläutet wird die große Party Freitags mit der SWR 3-Dance-Night im 1500 Personen fassenden  Festzelt an der Lindenturnhalle. Tags drauf werden bis zu 60 Oldtimer zur Feuerwehr-Oldtimer-Rallye in Köngen erwartet. Bevor sie in der Kirchheimer Straße besichtigt werden können, führt die Rallye die Oldtimer-Fahrer quer durch den Landkreis, mit verschiedenen eingebauten Stopps wie zum Beispiel im Freilichtmuseum in Beuren, wo es Aufgaben zu lösen gilt. Abends treten dann die Isartaler Hexen auf, bekannt auch durchs Volksfest.

Weil die dreitägige Feuerwehr-Party 70 000 bis 80 000 Euro verschlingen wird, hofft die Wehr auf entsprechende Rückflüsse wie durch Eintrittsgelder zur Dance Night. Um die Kosten ein wenig zu dämpfen, werden die Floriansjünger einiges selbst in die Hand nehmen, wie den Aufbau des großen Festzelts.

Mächtig beeindruckt ist Feuerwehrkommandant Herbert Wanke von der großen Einsatzbereitschaft der örtlichen Vereine: zum einen bei der Übernahme der Bewirtung mit rund 100 Helfern an den Tagen im September (der Musikverein bewirtet jetzt am Festakt) und durch die Teilnahme am Festumzug. Auch hierzu haben sich 60 Gruppen und Spielmannszüge angemeldet. „Pfingsten findet in diesem Jahr zwei Mal statt”, sagte Hauptamtsleiter Gerald Stoll augenzwinkernd bei der Pressekonferenz zum Jubiläum angesichts der Dimension des Feuerwehrfests. Stoll ist für die Organisation des Fests von Seiten der Gemeindeverwaltung zuständig. Zum Festwochenende werden rund 4500 Besucher erwartet.

„Wo die einen rausspringen, springen wir rein”, ist ein flapsiger Spruch unter den Köngener Feuerwehrleuten. Da steckt allerdings viel mehr dahinter, als oberflächlich betrachtet zu vermuten ist. Denn die körperlichen und psychischen Belastungen sind mitunter enorm. Nie wissen die Floriansjünger, was sie an einem Einsatzort erwartet. Vor allem wenn Menschen zu schaden kommen, manchmal auf grausige Weise, Bilder, die keiner so schnell löschen kann. Aber auch die schweren Schutzanzüge und Atemmasken, die im Innern ein Saunaklima entwickeln, bringen die Floriansjünger mitunter an ihre körperliche Belastungsgrenze. Ganz zu schweigen von den Gefahren, die die Einsätze für die Wehrmänner und -frauen mit sich bringen. Nicht selten setzen sie ihr Leben aufs Spiel, um andere zu retten. Eine Belastung, die von der Familie viel Verständnis erfordert.

86 Feuerwehrmänner und -frauen, davon 58 Aktive, hat die Feuerwehr Köngen aktuell. Vor sechs Jahren hat das weibliche Geschlecht die bis dahin eingeschworene Feuerwehrbastion für sich eingenommen. Mittlerweile gehören auch drei Mädchen der Jugendfeuerwehr an, die seit 40 Jahren in Köngen besteht. Vorreiter ist die Wehr auch bei den First Responder. Auf ihre Initiative hin wurden die Ersthelfer vor Ort gegründet und sind ein Teil der Köngener Feuerwehr.

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